Elisabeth Schimana "In die Sonne"

Seit den 1980er Jahren ist Elisabeth Schimana präsent als eine der österreichischen Pionierinnen der elektronischen Musik mit Projekten, die sich durch einen radikalen Ansatz und eine ebensolche Ästhetik auszeichnen. Ob kaum hörbares Knistern ferner Eruptionen oder brüllendes Aufbäumen übereinander geschichteter Klangflächen: Elisabeth Schimanas Musik bewegt sich an den Rändern, in Extremen.

Im Spannungsfeld von Konzept und Experiment wandelt sie häufig außermusikalische Konstruktionsprinzipien in musikalische Strukturen um, übersetzt wissenschaftliche Daten in musikalische. Zu In die Sonne (2016) etwa wird sie von Forschungen zu den Sonnenschwingungen inspiriert, die bei ihr zu einer „Vorstellung der Sonne als riesigem Resonanzkörper für akustische Schwingungen“ führen. Dazu kommt „das Bewusstsein bei den Beobachtungen der Prozesse auf und in der Sonne immer einen Blick in die Vergangenheit zu werfen – ein Paradoxon in der Arbeit mit dem Medium Klang der immer nur im Jetzt erlebt werden kann.“ Sie entwirft eine 18stimmige Komposition aus 48 Sinustönen, die über die Dauer des Stücks kontinuierlich in Zeit und Frequenz transponiert werden, erstellt Tabellen mit Elementen, denen sie Namen aus der Teilchenphysik zuweist, ordnet Operationen nach der Fibonaccireihe. Das Ergebnis ist poetisch-sinnlich. Unerlässlich ist dabei immer Freiraum für Unschärfen, für (Re)aktion im Moment der Aufführung.