gegen:WART // Pop

Talk mit Beate Flath & Katharina Seidler
Moderation: Martin Fritz
Live Act: Romano

presented by Kulturkollektiv ContrApunkt, Heart of Noise und Workstation
 

Pop hat (k)ein Problem

Der Kult-Autor Rainald Götz hat einmal den bekannten Satz gesagt: Pop hat kein Problem.
Als Fan und Popkultur-Aficionado findet man solche Statements natürlich großartig und mit
etwas gutem Willen mag man dieser Haltung auch auf einer gewissen Ebene zustimmen.
Wenn man sich nun allerdings die Landschaft der populären Musik seit ihrem Bestehen mit
offenen Augen ansieht, kommt man um eine unbequeme Gewissheit nicht herum: Vielleicht
hat „Pop“ als Kunstgriff und Interpretationsrahmen kein Problem, aber die Gesellschaft in die
er eingebettet ist höchstwahrscheinlich schon.

Erhitzte Debatten, bewusste Provokationen und gezielt überschrittene Grenzen prägen aber
nicht nur das Feld der zeitgenössischen Populärmusik; auch auf den politischen Bühnen wird
effekthascherisch gepoltert und werden die Grenzen des Sagbaren laufend verschoben.
Belege dafür finden sich beinahe täglich in den internationalen Zeitungen. Es scheint, das
Brechen von bisher gültigen Tabus und das inszenierte Provozieren gehören mittlerweile
zum festen medialen Repertoire und zum politischen Handwerkszeug.

Grenzüberschreitungen haben aber auch in der Populärmusik eine lange Tradition. Je nach Spielart und den Szene-internen Konventionen manifestiert sich das dann auf unterschiedliche Art und Weise. So provozieren zum Beispiel einzelne Spielarten des extremen Metals mit einem bewusst satanistischen Image, gewisse Strömungen innerhalb des PunkRocks rufen zur totalen Absage an die Gesellschaft auf und das Feld der heimatverbundenen Rockmusik präsentiert selbstbewusst seine Abwehrhaltung gegenüber allen gefühlsmäßig „fremden“ Einflüssen. Zudem vergeht mittlerweile gefühlt kein Monat, in dem nicht ein neuer Deutschrap-Skandal die Feuilletons und Musikplattformen beschäftigt - sei es durch antisemitische Codes, Verherrlichungen von Gewaltverbrechen oder krass sexistischen Songtexte.

Soweit so unübersichtlich - ist nun also tatsächlich Feuer am Dach? Oder lassen wir uns hier
nur künstlich von Großspurigkeit und Imponiergehabe aufscheuchen? Werden hier Äpfel mit
Birnen verglichen und vielleicht sogar "spielerisches" Anecken für bare Münze genommen?
Wie sollen oder können wir uns heute in einer Gesellschaft verständigen und zurechtfinden,
in der das inszenierte Spektakel und das reißerischste Gehabe aber am meisten Gehör zu
finden scheinen? Müssen wir unsere Rezeptionshaltung gegenüber Pop und seinen
Spielarten neu ordnen? Oder sollten wir uns eher ein weiteres Rainald Götz Zitat ins
Gedächtnis rufen der uns einmal mitgegeben hat: "Es gibt keine andere vernünftige Weise
über Pop zu reden, als hingerissen auf das Hinreißende zu zeigen: Hey, super!"
 

Talk mit Beate Flath & Katharina Seidler
Live Act: Romano

 

Katharina Seidler:

Katharina Seidler ist Musikjournalistin aus Wien, hauptsächlich beim Radiosender FM4, für den sie neben vielen Konzert- und Festivalbesuchen u.a. in der Sendung Im Sumpf über Pop, Krach, Beats und deren jeweilige Schnittstellen und Reibungsflächen spricht. Hat in der Vergangenheit das Electric Spring Festival und das Wiener Popfest kuratiert und fast zehn Jahre lang für die Stadtzeitung Falter das Nachtleben erkundet.

 

Statement von Katharina Seidler:

Vom Hashtag #eskalation als Partystrategie zum transgressiven Potential von Pop oder Noise: Die Popkultur ist seit jeher geprägt von der Suche nach einem "Mehr" (mehr Lautstärke, mehr als der blöde Alltag, mehr Sex, mehr trinken, sich mehr trauen, usw.). Wenn aber alle auf harder, better, faster, stronger setzen, muss man sich irgendwann noch was Anderes ausdenken, um aus der Masse hervorzustechen.

 

Beate Flath:

Prof. Dr. Beate Flath ist seit 2021 Professorin für Eventmanagement mit den Schwerpunkten Popmusikkulturen und digitale Medienkulturen an der Universität Paderborn. Sie studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Betriebswirtschaftslehre an der Karl-Franzens-Universität Graz und promovierte 2009 mit einer Arbeit über Sound-Design in der Fernsehwerbung.

Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen transdisziplinäre Eventforschung, gesellschafts- und kulturpolitische Dimensionen des Event- und Kulturmanagements, Co-Creation- und Partizipationsprozesse im Zusammenhang mit digitalen Netzwerkmedien sowie Musikwirtschaftsforschung als Musik(wirtschafts)kulturforschung.

www.beateflath.net

 

Statement von Beate Flath:

Pop(musik)kulturen sind kulturelle Spielräume, in denen Grenzen ausgelotet, Neues erprobt und (Un-)Mögliches erträumt wird. Nicht zuletzt darin liegt ihre gesellschaftliche, kulturelle, politische und ökonomische (Spreng-)Kraft.

 

Martin Fritz:

Martin Fritz, *1982, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Deutsche Philologie in Innsbruck, hört sich in der Freizeit gerne DJ Patex’ Coverversion des Songs „I Wish I Was Him“ an. Dissertation zu Systemtheorie, Popkultur und Web 2.0. War Teil der 1. Innsbrucker Lesebühne „Text ohne Reiter“, ist Teil der Innsbrucker Lesebühne „FHK5K“, des Performance-Kollektivs „Postmodern Talking“, des Theatervereins „Triebwerk7“ sowie Regionaldelegierter der GAV Regionalgruppe Tirol. Ansonsten das Übliche: Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien sowie „intrinsische süßigkeit“ (Lyrik, Berger Verlag 2013) und „Die Vorbereitung der Tiere“ (Prosa, Laurin Verlag, 2020), https://assotsiationsklimbim.wordpress.com.

 

Romano:

Er ist zurück! Erfrischend wie ein Sommerregen, heiß wie ein Vulkan. Ausgeruht stürzt sich Romano ins volle Leben. Nach der harten Realität in seinen Hits wie „Brenn die Bank ab“, lebensnahen Partyknallern wie „Klaps auf den Po“ und Reflexionen der eigenen Herkunft in „Copyshop“, widmet sich der Köpenicker Ausnahmekünstler nun der Liebe. Denn es ist jetzt Zeit für Emotionen, sagt Romano. Die seien doch neulich etwas zu kurz gekommen. Gesangschleifen türmen sich auf, Atmosphäre macht sich breit. So krault der neue Sound das Kinn. Romano macht wieder auf, Romano sucht wieder Nähe. Und er hat sich nach dem Themenrap wieder des Gesanges angenommen. „Die Leute brauchen jetzt ein bisschen Wärme, wie abends eine heiße Wanne.“ So geht er mit seinem dritten Album „Vulkano Romano“ zurück zu seinen Wurzeln und erfindet sich doch neu. Er zieht als Traumschiff los zur Abenteuerreise. Die gleichnamige Tour zum Album wird ein ekstatischer Mix aus neuen Krachern und alten Hits. Freut euch auf eine neue Bühnenshow, einen neuen Romano-Look und einer Sexiness, der sich keiner entziehen kann.